Technik
Endlich. Es gibt eine morsende Popcornmaschine. Die kalifornische Künstlerin Nina Katchadourian hat einen Popcorn-Zubereiter gebaut, in dessen Explosionsbehälter ein Mikrofon eingebaut ist. Es leitet die Pop-Geräusche an einen Computer weiter. Eine Software übersetzt das Knatterstakkato in Morsecode, synchron dazu trägt eine Computerstimme den ermittelten Buchstabensalat vor.
Längst sind es nicht mehr nur japanische Autos, die einen ständig anquatschen. Gerätschaft aller Art redet auf uns ein oder möchte angesprochen werden. Wir waren vorgewarnt. Japaner sind ganz besonders versessen auf sprechende Apparate, und zwar nicht nur, was auskunftsfreudige Automobile angeht. Es gibt dort Badezimmerspiegel, die einem morgens sagen, wie gut man aussieht (Weshalb gibt es eigentlich in Schreibprogrammen oder Betriebssystemen noch keine kleinen Komplimentgeneratoren, die einen ab und zu aufmuntern?). Es gibt Heizöfchen, die sich, wenn ihre Tankfüllung zur Neige geht, mit japanischer Höflichkeit zu Wort melden (“Werter Besitzer, ich habe kein Petroleum mehr”). Und es gibt Aktenlocher in Walfischform, die stöhnen, wenn man mit ihnen locht.
Wer glaubt, dass das ein bißchen verrückt ist, der kennt den sprechenden Klostein noch nicht. Das Produkt der New Yorker Firma Healthquest Technologies ist aus Kunststoff und verfügt sogar über eine pißfeste Lämpchenreihe und einen Bewegungssensor. Erkennt das Gerät einen Klienten am Urinal, macht es sich mit einer erst lasziven, dann ernsten Frauenstimme vernehmlich: “Hallo, Großer. Ein paar Drinks gehabt? Eventuell schon einen zu viel? Dann ist es Zeit, ein Taxi zu rufen oder einen nüchternen Freund, der dich nach Haus bringt.” Die Ansage endet etwas zweideutig mit: “Denk daran, du hast deine Zukunft in der Hand.” In New Mexiko hat die Verkehrsbehörde 500 der freundlichen, feuchtigkeitsbeständigen Hinweisgeber gekauft und in Herrenklos verteilt - 78 Prozent aller alkoholbedingten Unfälle werden von Männern verursacht.
Der umgekehrte Vorgang ist um nichts weniger wunderlich. Spracherkennung ist ein traditionelles Wallfahrtziel des gewöhnlichen Users. Es riecht nach Künstlicher Intelligenz wie nach Weihrauch. Früher war hierzu eine Großrechenanlage am Werk; noch vor wenigen Jahren mußte sich, wer vom Computer sprachlich erkannt werden wollte, in einem Glasgehäuse aufhalten, das alle Umgebungsgeräusche abschirmte. Nun ist die Spracherkennung seit einer Weile in das Stadium der Freilandanwendung getreten. Und da man nun also kontinuierlich in einen Computer hineinsprechen kann, sollen das gefälligst auch alle tun. Für sehbehinderte und blinde Menschen ist es ein Segen, keine Frage. Aber es gibt gute Gründe, weshalb Menschen eine gewisse Scheu davor haben, mit Dingen zu reden. Scham und Scheu sind Phänomene, die Techniker gern komplett übersehen. Tut mir leid, ich will nicht mit meinem Computer reden.
Längst sind es nicht mehr nur japanische Autos, die einen ständig anquatschen. Gerätschaft aller Art redet auf uns ein oder möchte angesprochen werden. Wir waren vorgewarnt. Japaner sind ganz besonders versessen auf sprechende Apparate, und zwar nicht nur, was auskunftsfreudige Automobile angeht. Es gibt dort Badezimmerspiegel, die einem morgens sagen, wie gut man aussieht (Weshalb gibt es eigentlich in Schreibprogrammen oder Betriebssystemen noch keine kleinen Komplimentgeneratoren, die einen ab und zu aufmuntern?). Es gibt Heizöfchen, die sich, wenn ihre Tankfüllung zur Neige geht, mit japanischer Höflichkeit zu Wort melden (“Werter Besitzer, ich habe kein Petroleum mehr”). Und es gibt Aktenlocher in Walfischform, die stöhnen, wenn man mit ihnen locht.
Wer glaubt, dass das ein bißchen verrückt ist, der kennt den sprechenden Klostein noch nicht. Das Produkt der New Yorker Firma Healthquest Technologies ist aus Kunststoff und verfügt sogar über eine pißfeste Lämpchenreihe und einen Bewegungssensor. Erkennt das Gerät einen Klienten am Urinal, macht es sich mit einer erst lasziven, dann ernsten Frauenstimme vernehmlich: “Hallo, Großer. Ein paar Drinks gehabt? Eventuell schon einen zu viel? Dann ist es Zeit, ein Taxi zu rufen oder einen nüchternen Freund, der dich nach Haus bringt.” Die Ansage endet etwas zweideutig mit: “Denk daran, du hast deine Zukunft in der Hand.” In New Mexiko hat die Verkehrsbehörde 500 der freundlichen, feuchtigkeitsbeständigen Hinweisgeber gekauft und in Herrenklos verteilt - 78 Prozent aller alkoholbedingten Unfälle werden von Männern verursacht.
Der umgekehrte Vorgang ist um nichts weniger wunderlich. Spracherkennung ist ein traditionelles Wallfahrtziel des gewöhnlichen Users. Es riecht nach Künstlicher Intelligenz wie nach Weihrauch. Früher war hierzu eine Großrechenanlage am Werk; noch vor wenigen Jahren mußte sich, wer vom Computer sprachlich erkannt werden wollte, in einem Glasgehäuse aufhalten, das alle Umgebungsgeräusche abschirmte. Nun ist die Spracherkennung seit einer Weile in das Stadium der Freilandanwendung getreten. Und da man nun also kontinuierlich in einen Computer hineinsprechen kann, sollen das gefälligst auch alle tun. Für sehbehinderte und blinde Menschen ist es ein Segen, keine Frage. Aber es gibt gute Gründe, weshalb Menschen eine gewisse Scheu davor haben, mit Dingen zu reden. Scham und Scheu sind Phänomene, die Techniker gern komplett übersehen. Tut mir leid, ich will nicht mit meinem Computer reden.
chatwerker - 4. Aug, 13:16